Paul Hindemith

*  16. November 1895

†  28. Dezember 1963

von Susanne Schaal

Essay

„Ich bin 1895 zu Hanau geboren. Seit meinem 12. Jahre Musikstudium. Habe als Geiger, Bratscher, Klavierspieler oder Schlagzeuger folgende musikalische Gebiete ausgiebig ‚beackert‘: Kammermusik aller Art, Kino, Kaffeehaus, Tanzmusik, Operette, Jazz-Band, Militärmusik. Seit 1916 [recte: 1915] bin ich Konzertmeister der Frankfurter Oper. Als Komponist habe ich meist Stücke geschrieben, die mir nicht mehr gefallen: Kammermusik in den verschiedensten Besetzungen, Lieder und Klaviersachen. Auch drei einaktige Opern, die wahrscheinlich die einzigen bleiben werden, da infolge der fortwährenden Preissteigerung auf dem Notenpapiermarkt nur noch kleine Partituren geschrieben werden können.

Analysen meiner Werke kann ich nicht geben, weil ich nicht weiß, wie ich mit wenigen Worten ein Musikstück erklären soll (ich schreibe lieber ein neues in der Zeit). Außerdem glaube ich, daß meine Sachen für die Leute mit Ohren wirklich leicht zu erfassen sind, eine Analyse also überflüssig ist. Den Leuten ohne Ohren ist ja auch mit solchen Eselsbrücken nicht zu helfen. Einzelne Themen schreibe ich auch nicht auf, sie geben stets ein falsches Bild“ (Hindemith [1922] 1994, 7).

Dieses Selbstzeugnis erschien 1922 in einem Sonderheft der Neuen Musik-Zeitung, das den zweiten „Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“ gewidmet war und ...